Die Nachbildung des Niedernberger Galgens in der verbreiteten 'dreischläfrigen' Bauweise. Foto: Heinrich Stürzl
Das 'Galgen Hölzl' im Bayerischen Urpositionsblatt von 1846 mit Markierung des Galgenstandorts. Geobasisinformation: Bayerische Vermessungsverwaltung
Die Nachbildung des Niedernberger Galgens in der verbreiteten 'dreischläfrigen' Bauweise. Foto: Heinrich Stürzl
Das 'Galgen Hölzl' im Bayerischen Urpositionsblatt von 1846 mit Markierung des Galgenstandorts. Geobasisinformation: Bayerische Vermessungsverwaltung

Galgen Niedernberg

5 Min. Fußweg
20 Min. zur Haltestelle
20 Min. zum Bahnhof

Im Niedernberger 'Tannenwäldchen' befand sich bis 1814 der Galgen der Cent Bachgau. Hier wurden rund 600 Jahre lang die Todesurteile des Landgerichts vollstreckt. Zur Erinnerung an die einstige Richtstätte hat die Gemeinde Niedernberg im Jahre 2009 eine Nachbildung des historischen Galgens an seinem ursprünglichen Platz - heute neben dem Radweg von Niedernberg in Richtung Aschaffenburg - aufstellen lassen.

Landgericht und Cent Bachgau

Seit dem 14. Jahrhundert bildeten die Orte Stockstatt (Stockstadt am Main), Leyder (Leider), Nilkheimb (Nilkheim), Niedernberg, Großenwallstatt (Großwallstadt), Eysenbach (Eisenbach), Hausen (hinter der Sonne - heute Wüstung), Mömblingen (Mömlingen), Radheimb (Radheim), Mosbach, Wenigenumbstatt (Wenigumstadt), Pflaumheimb (Pflaumheim), Ringenheimb (Ringheim), Ostheimb (Großostheim), Dorndill (Dorndiel), Obernburg am Main und Hof Neustatt (Neustädter Hof zwischen Eisenbach und Mömlingen) die Cent Bachgau. Sie fielen unter die hohe Gerichtsbarkeit des Landgerichts, dessen Vorsitz der Centgraf innehatte. Hier wurden zum Beispiel schwere Straftaten und andere Fälle verhandelt und entschieden, die nicht in die niedere Gerichtsbarkeit der Dorfgerichte und Grundherren fielen. Das Landgericht tagte auf dem Marktplatz von Großostheim und konnte auch Todesurteile fällen.

Als nach dem Bauernkrieg die Cent die Hochgerichtsbarkeit verlor, wurden die schweren Vergehen und auch die Hexenprozesse in Aschaffenburg verhandelt. Die Hinrichtungen der zum Tode Verurteilten aus der Cent Bachgau erfolgte aber nach wie vor am Galgen bei Niedernberg.

Der 'Galgenweg'

Kam es zu einem Todesurteil, wurde über den Verurteilten 'der Stab gebrochen' und er musste seinen letzten Gang antreten. Dieser führte von Großostheim über den 'Galgenweg' zur Richtstätte im 'Niedernberger Wäldchen', wo sich bei den 'Galgentannen' der Galgen befand. Das Waldstück ist in der Bayerischen Uraufnahme 1846 noch als 'Galgen Hölzl' verzeichnet. Dieser lag zur Mahnung und Abschreckung direkt an der stark frequentierten alten Geleitstraße, die linksmainisch von Aschaffenburg/Stockstadt nach Miltenberg führte und heute die Trasse des Fahrradwegs bildet. Dort wurde er hingerichtet, jedoch nicht zwangsläufig durch Hängen. Auch die 'ehrhafte' Methode der Enthauptung mit dem Schwert oder das besonders grausame Rädern wurden hier vollstreckt. Während der Hexenverfolgungswellen im frühen 17. Jahrhundert brannten neben dem Galgen sogar Scheiterhaufen.

Literatur und Links

Friedrich Kobler/Esther Wipfler: Artikel 'Galgen'.
In: RDK Labor, 2016 (online) [15.07.2022]

Wolfgang Schild: Alte Gerichtsbarkeit. Vom Gottesurteil bis zum Beginn der modernen Rechtssprechung. 2. korrigierte Auflage, München 1985.

 

weiterführende Links:

Geschichtsverein Niedernberg

Gemeinde Niedernberg

Beerfelder Galgen (Odenwald)