Museumsschiff Willi
Unser Verein ist stolz darauf, dass das historische Binnenschiff WILLI, Baujahr 1909, wieder auf Flüssen und Kanälen Europas fährt. WILLI ist ein einmaliger Zeitzeuge und ein Stück Geschichte, welche sich zu unterstützen und erkunden lohnt!
Mein Name ist WILLI. Ich bin ein Schiff genannt "Péniche" oder auf Deutsch "Spitz" und bin 1909 in Deest in den Niederlanden erbaut worden. Ich bin 39,36 Meter lang und 5,01 Meter breit. Bei einem Tiefgang von 2,10 Meter kann ich 307.862 Tonnen Ladung transportieren, dies entspricht dem Transportvolumen von ca. 10 Lastwagen. Angetrieben werde ich durch einen Busmotor, Daimler-Benz OM 355 mit 200 PS bzw. 147 kW Leistung.
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Meine Geschichte
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Zu meiner Geschichte: Wie gesagt, ich bin 1909 als Kanalschiff erbaut worden. Damals hatte ich noch keinen Motor und wurde durch Pferde, Lokomotiven oder durch Menschenkraft durch die Kanäle von Hafen zu Hafen gezogen. Ich überlebte den ersten und den zweiten Weltkrieg. Viele meiner Genossen wurden in diesen schweren Zeiten bombardiert und vernichtet. Ich überstand zum Glück auch die großen Wirtschaftskrisen.
1961 erhielt ich einen Motor. Seither kann ich mich selbst fortbewegen und bin nicht mehr auf fremde Hilfe angewiesen. Dieser Motor wurde 1972 durch den heutigen ersetzt. In meinem langen Leben fuhr ich viele Kilometer kreuz und quer durch Westeuropa. In Paris habe ich den Eifelturm gesehen, ich war in Le Havre, Lyon, Marseille, Bordeaux, Straßburg, Metz, Nancy, Saarbrücken, Brüssel, Antwerpen, Rotterdam, etc. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Ich könnte heute auch noch in ganz andere Gebiete fahren, aber dies ist eine andere Geschichte.
1983 verstarb mein damaliger Eigentümer als Folge einer schweren Krankheit. Ich wurde stillgelegt und sollte verschrottet werden. Die Gesellschaft zur Förderung des deutschen Rheinschifffahrtsmuseums in Mannheim e.V. hörte von diesen Absichten, übernahm mich und rette mich damit vor diesem Schicksal. 1992 wurde ich an das Landesmuseums für Technik und Arbeit (LTA; heute: Technoseum) in Mannheim übergeben. Damals lag ich mit Stahlklammern festgemacht an dem Liegeplatz am Neckar wie auf dem Bild ganz oben zu sehen ist. Leider wurde der für mich vorgesehene Zweck als Museumsschiff, nicht mehr weiterverfolgt. Ich war zwar vor der Verschrottung gerettet, hatte aber keine Besucher und döste so Jahr für Jahr einsam vor mich hin. In den vergangenen Jahren wurde ich nicht mehr gepflegt, Vandalen bewarfen mich mit Steinen und zerstörten unter anderem die Fenster und die Oberlichter, Regenwasser drang in die Wohnung ein und verursachte weitere Schäden.
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Verein Historische Binnenschifffahrt
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2004 hörte ich die verantwortlichen Personen über eine neue, endgültige Verschrottung reden. Alternativ könnte man vielleicht jemand finden, der noch etwas mit mir anfangen kann. Allerdings hatte ich in meinem jämmerlichen Zustand keine große Hoffnung, dass sich jemand für mich interessiert. Es wurde wieder ruhig um mich.
Im Mai 2004 wurde es plötzlich lebendig, Personen kamen an Bord. Einer war dabei, der sich sehr interessiert umschaute. Ich hörte ihn positives über mich sagen, dass ich trotz langem Stillliegen und keiner Pflege doch noch in einem passablen Zustand sei. Allerdings negativ für mich: ihm fehlen leider die Zeit und die nötigen Mittel mich wieder instand zu setzen. Die Leute gingen von Bord, und ich war um eine Hoffnung ärmer, es sieht wohl so aus, dass mein Ende besiegelt ist, und ich den letzten Weg zum Schrotthafen antreten werde.
Zwei Stunden später sah ich den Typ von vorhin, wie er allein das Neckarufer entlang zu mir lief. Er blieb lange nachdenklich am Ufer stehen und machte dann einige Fotos. Beim Weglaufen drehte er sich immer wieder um und betrachtet mich. Habe ich vielleicht doch noch eine Hoffnung?
Ein paar Tage darauf wurde mein langjähriger Nachbar, die Schleppboot „Hans-Peter“ zu seiner letzten Reise abgeholt, sein Dasein wird in Kürze auf dem Schrottplatz besiegelt.
Ein paar Wochen später sah ich meinen Typ wieder. Er kam in Begleitung einer Person und besuchte mich noch einmal. Er schaute sich in Ruhe alles genau an, sein Begleiter redete auf ihn ein: „Lass doch den Unsinn, der Motor sitzt fest, die Wohnung ist nicht zu gebrauchen, kein Strom, keine Toilette und überhaupt, was willst du damit anfangen.“ Mein Typ sagte nicht viel dazu. Einmal hörte ich, dass er sagte „Weißt Du, wenn man keine Probleme hat, dann schafft man sich welche, aber ich habe mich in das Ding verknallt.“ Sie gingen von Bord und ließen mich sehr nachdenklich zurück. Sollte ich vielleicht doch noch eine Chance erhalten?
Ein paar Wochen später kam er wieder mit seinem Begleiter und meinem Betreuer an Bord. Er hatte eine Checkliste dabei und sah sich noch einmal verschieden Details genauer an. Aus seinen Worten entnahm ich, dass er sich noch immer nicht entschieden hat. Wie geht es wohl für mich weiter? Das bange Warten setzt sich fort.
Am 21. Juli 2004 hörte ich von meinem Betreuer. Der Typ war wieder hier. Er hat sich entschieden und hat dich gekauft. Hurra, die Freude ist grenzenlos! Ich weiß zwar noch nicht, was mich erwartet, aber eines ist gewiss: meine weitere Existenz ist gesichert.
Später hörte ich, dass viele Leute, die durch meinen Typen angesprochen wurden, positiv reagierten. Er hat auch schon einige Ideen: grundsätzlich will er mich in der jetzigen Substanz erhalten. Er will mich sanft renovieren und die bestehenden Strukturen erhalten. Die Technik wird wo möglich angepasst. Er will mich auch als Bereisungsschiff benützen, stellen Sie sich vor: Ich kann zu den vorher genannten Städten auch nach Basel, Stuttgart, Berlin, Bremen, Warschau, Dresden, Prag, St. Petersburg, Amsterdam, Köln, Frankfurt, Nürnberg, Wien, Bratislava, Budapest, Novi Sad, Belgrad usw. fahren.Ich könnte Botschafter zwischen den Städten und Länder werden und in meinem Laderaum ein kleines Schifffahrtsmuseum mitführen. Ich könnte Menschen von einer Stadt und von einem Fluss zum anderen bringen. Ich könnte einer breiteren Bevölkerungsschicht die Möglichkeiten einer ökologisch nützlichen und sicheren Schifffahrt näherbringen. Ich könnte für einen Kunstmaler eine Ausstellung organisieren, für Vereinsanlässe eingesetzt und für Jubiläen benützt werden. Ich könnte für Theateraufführungen den Raum bieten. Ich könnte..., aber halt, ich glaube ich träume, bis dahin ist es noch ein weiter Weg, und etliche Ideen werden wohl ein Traum bleiben.
Zwischenzeitlich hat mein Typ ein paar Personen zusammen getrommelt. Am 22.07.2004 wurde in Muttenz der uneigennützige Verein „Historische Binnenschifffahrt“ aus der Taufe gehoben. Er wird der Trägerverein für mich, den schon abgeschrieben geglaubten Willi, sein. Sie können sich meine Freude gar nicht vorstellen.
Aber ein Verein lebt nur mit Vereinsmitgliedern, ad hoc haben sich kurz nach der Gründung schon rund 20 potenzielle Mitglieder gemeldet. Es gibt schon einige Sponsoren. Auch haben sich Personen gemeldet, die bereit sind, an mir zu arbeiten. Mit vereinten Kräften können sie einen technischen Zeitzeugen von 1909, mich den Willi, wieder im alten Glanz erstehen lassen und einer neuen Bestimmung zuführen.
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Erlebnis Museumsschiff
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Bei uns an Bord können Sie die Geschichte der Binnenschifffahrt hautnah erleben und erfahren (in den Sommermonaten im wahrsten Sinne des Wortes). Bei einer Führung an Bord können Sie vom Bug bis zum Heck sämtliche Bereiche des Schiffes erkunden, tauchen in die vergangene Welt der Treidelschifffahrt ein und sehen, wie die Menschen zu Beginn des 20. Jahrhunderts Waren aller Art auf den europäischen Binnenwasserstraßen transportierten. Kinder und Familien können bei einem spannenden Quiz an Bord auf spielerische Art diese immer noch weitgehend unbekannte Transportgeschichte erleben. In den Sommermonaten fährt unser Museumsschiff auf den europäischen Flüßen und Strömen und besucht maritime Veranstaltungen.