St. Margareta von Norden. © Burglandschaft
Die alte Pfarrkirche ist im Ortsbild unübersehbar. © Peter Meisenzahl
Durch das Torhaus gelangt man in den Kirchhof. © Burglandschaft
Wo einst der Ortsfriedhof lag, ist heute ein grüner, gepflegter und offener Platz. © Burglandschaft
Seit über 800 Jahren befindet sich der Hauptaltar im eingewölbten Erdgeschoss des Kirchturms. © Burglandschaft
Empore und Orgel sind dagegen "erst" rund 270 Jahre alt. © Burglandschaft
Torhaus und Kirchenschiff sind konstruktiv miteinander verbunden. © Burglandschaft
Der ehemalige Pfarrgarten auf dem Nachbargrundstück - ein Quell der Ruhe. © Burglandschaft
St. Margareta von Norden. © Burglandschaft
Die alte Pfarrkirche ist im Ortsbild unübersehbar. © Peter Meisenzahl
Durch das Torhaus gelangt man in den Kirchhof. © Burglandschaft
Wo einst der Ortsfriedhof lag, ist heute ein grüner, gepflegter und offener Platz. © Burglandschaft
Seit über 800 Jahren befindet sich der Hauptaltar im eingewölbten Erdgeschoss des Kirchturms. © Burglandschaft
Empore und Orgel sind dagegen "erst" rund 270 Jahre alt. © Burglandschaft
Torhaus und Kirchenschiff sind konstruktiv miteinander verbunden. © Burglandschaft
Der ehemalige Pfarrgarten auf dem Nachbargrundstück - ein Quell der Ruhe. © Burglandschaft

St. Margareta Bürgstadt

1 Min. Fußweg
1 Min. zur Haltestelle
30 Min. zum Bahnhof

Die Chorturmkirche in der Ortsmitte Bürgstadts stammt aus der Zeit um 1300 und war bis 1961 die Pfarrkirche der Weinbaugemeinde. Erstmals erwähnt wurde sie im Jahr 1247. Fast jede Epoche hat Spuren an dem Gebäude hinterlassen. Einst umfasste ein geschlossener Mauerring den Kirchhof. Zugang bot damals wie heute das zweigeschossige Torhaus. Gelegenheit zur Entschleunigung bietet der üppige Rosengarten im ehemaligen Pfarrgarten auf dem nördlichen Nachbargrundstück.

Zur Kapelle St. Martin auf fabuly

Baugeschichte

Bei der Erbauung der Kirche - vermutlich noch im 12. Jahrhundert - war das Kirchenschiff nur wenig breiter als der Chorturm und deutlich kürzer als heute. Auffälligerweise hatte sie denselben Grundriss wie die bestehende, nicht mal 50 Meter entfernte Pfarrkirche St. Martin. Lediglich durch den massiven Chorturm unterschied sie sich äußerlich deutlich von der turmlosen Martinskapelle. Das Wachstum der Kirchengemeinde kann folglich nicht der Grund für den Neubau in direkter Nachbarschaft gewesen sein. Ein alternativer Grund könnte in der am Untermain besonders starken Rivalität zwischen Königtum, Pfalzgrafschaft, Mainz und Würzburg während der Stauferzeit liegen. Mit einer "Gegenkirche" könnte das Mainzer Erzstift vor diesem politischen Hintergrund versucht haben, entfremdete Herrschaftsrechte, Besitzungen und Einkünfte zurückzugewinnen, die zuvor an königstreue Adelige und Ministerialen verloren gegangen waren. Das Patrozinium St. Margareta würde zu diesem Szenario passen, denn es kommt zumeist bei ländlichen Kirchen vor, deren Schirmherrschaft beim Domkapitel und nicht bei einem adeligen Grundherr oder Stifter lag.

Seitdem wurde das Gotteshaus der Bevölkerungsentwicklung folgend mehrmals umgebaut und erweitert:

  • um 1490 Anbau der Sakristei im Norden an den Turm und Einbau der profilierten Spitzbogenportale - Die kunstvolle Figur eines auferstandenen Christus im Spitzbogenfeld über dem Hauptportal stammt aus der Hand eines Künstlers, der wahrscheinlich unter dem Einfluss der Frankfurter Dombauhütte stand. Ursprünglich befand sie sich wie auch das Hauptportal auf der Westseite der Kirche. Das südliche Seitenportal wird im Tympanonfeld von der Hl. Margareta auf einem Drachen stehend geschmückt.
  • 1585 Erhöhung des Turms
  • 1607 Verbreiterung des Kirchenraums durch Anfügen eines Seitenschiffs im Norden
  • 1749 Verlängerung des Kirchenraums nach Westen auf die heutigen Dimensionen und Verlegung des Westportals auf die Südseite

Die Grundrisse von St. Margareta und St. Martin im Vergleich. Aus: Meister (2004) S. 21Aus dieser gewachsenen Bauabfolge resultieren der asymmetrische Grundriss, das ungewöhnliche Innenraumkonzept und die Vielzahl unterschiedlicher Stilelemente, die sich an dem Gebäude finden lassen - gotische Spitzbögen, renaissancezeitliche Simse und Glockenschallöffnungen, barocke Großfenster und Giebelvoluten.

Die Ausstattung des Innenraums folgt dagegen fast ausschließlich dem Barockstil des 18. Jahrhunderts. Auch die Altäre und die Orgel, ein Werk des Marktheidenfelder Orgelbauers Conrad Wehr, stammen aus dieser Zeit. Zur damals eingebaute Empore ist im Kircheninneren kein Treppenaufgang vorhanden sondern sie ist nur über zwei Eingänge mit Außentreppen im Norden und Süden zugänglich. Zwei hölzerne Plastiken aus dem 15. und 16. Jahrhundert, die einst zur Ausstattung St. Margaretas gehörten, sind 1961 mit in die neue Pfarrkirche umgezogen. Der um 1600 geschaffene Taufstein, eventuell ein Werk des regional bedeutenden Bildhauers Michael Juncker d.Ä., wurde 2002 in die Martinskapelle versetzt. Die romanischen Ursprünge der Kirche lassen sich hingegen noch am Gewölbe des Chorraums erkennen.

Der Kirchhof

Bis 1901 war der Kirchhof von einem geschlossenen Mauerring umgeben, dessen Hauptzugang das Torhaus südlich der Kirche bildete. Dessen Fachwerkobergeschoss stammt zwar erst aus dem 1728, ruht aber auf einem älteren Sockelgeschoss, das noch aus dem 16. Jahrhundert stammen könnte. Reste von Kragsteinen und eines Laufgangs legen nahe, dass der Kirchhof einst über einen umlaufenden Wehrgang verfügte. St. Margareta dürfte also zumindest zeitweise die Funktion einer Wehrkirche erfüllt haben. Am Kirchengebäude selbst fehlen wehrhafte Elemente jedoch komplett - die schmalen Lichtschlitze im Turm werden gelegentlich al "Schießscharten" fehlgedeutet.

Der Kirchhof diente bis 1823 als Friedhof der Gemeinde und erst in den 1970er Jahren wurde der Karner - das Beinhaus - abgerissen. Eingelassen in die Reste der Kirchhofmauer finden sich Grabplatten aus der Zeit von 1580 bis 1720. Die Kreuzigungsgruppe südlich der Kirche stammt von 1613 und ist eine Stiftung des wohlhabenden Bäckermeisters Leonhard Schneider. Er selbst verstarb 1614. Die Sterbedaten seiner Frau und Witwe fehlen auf der Tafel, da sie 1627 - mit 82 Jahren - als Hexe auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden ist.

Literatur und Links

Heimat- und Geschichtsverein Bürgstadt (Hg.): Die Kirchen in Bürgstadt.

Wolfgang Meister: Die Martinskapelle in Bürgstadt. Zeugnis von Kunstsinn und Glaubenseifer einer Landgemeinde um 1600, hg. vom Heimat- und Geschichtsverein Bürgstadt, Bürgstadt 2004, besonders S. 21-23.

 

weiterführende Links

Burglandschaft Spessart und Odenwald

Europäischer Kulturweg "Mainhölle und Bildermeer"

Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege

Heimat- und Geschichtsverein Bürgstadt

Historisches Bürgstadt

DREI AM MAIN Tourismusgemeinschaft

Markt Bürgstadt

Bürgstadt ist außerdem End- bzw. Startpunkt des Fränkischen Rotwein-Wanderwegs.