St. Vitus Dorfprozelten
Die neoromanische Pfarrkirche St. Vitus in Dorfprozelten wurde ab 1899 aus heimischem Buntsandstein erbaut und 1901 eingeweiht. Der weiträumige Baukörper der dreischiffigen Basilika mit schlichten Sandsteinornamenten und -akzenten rückt die Ausstattung mit hervorragenden Kunstwerken in den Vordergrund. Viele davon datieren in das 15. und 17. Jahrhundert und stammen aus der abgetragenen Vorgängerkirche. Von besonderer Bedeutung sind die Werke der prominenten Würzburger Künstlerbrüder Schiestl aus der Zeit um 1907.
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Die Gebrüder Schiestl
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Der älteste der drei ursprünglich aus dem Zillertal stammenden "Schiestlbuben", Heinz (Heinrich, 1867-1940), war besonders als Bildhauer für seine gekonnte Imitation und Adaption des Riemenschneiderstils bekannt geworden, arbeitete aber auch als Grafiker. Seine jüngeren Brüder, Matthäus d.J. (1869-1839) und Rudolf (1878-1931) betätigten sich vorwiegend als Maler und Grafiker. An der Ausstattung von St. Vitus wirkten die sonst zumeist eigenständig tätigen Brüder gemeinsam. Es handelt sich um die Hochzeitskirche Heinz Schiestls, in der er 1908 seine Frau Linda, geb. Wölfel, heiratete. Wohl auch deshalb zählen seine Arbeiten hier zu den schönsten seines Schaffens.
Er fertigte das Hochkreuz über der Apsis, die Figuren des linken Seitenaltars, den Sebastiani-Altar, das Bild der heiligen Familie und den Kreuzweg. Von seinen Brüdern stammen die einmalig schönen Bilder am Hochaltar, die "Maria unterm Holderstrauch" an der Seitenwand sowie die weinenden Engel am Hochkreuz.
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Relikte der Vorgängerkirche
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Der Vorgängerbau von St. Vitus stand nur 50 m weiter südwestlich, da wo sich heute das neue Rathaus der Gemeinde befindet (Schulgasse 2). Da die gotische Kirche gegen Ende des 19. Jahrhunderts zu klein geworden war, wurde sie um 1900 durch den neogotischen Neubau ersetzt und abgerissen. Zahlreiche Ausstattungsgegenstände wurden dabei in die neue Kirche überführt:
- Das spätgotisches Sakramentshäuschen aus Sandstein von ca. 1450 ist im Chorraum der Kirche eingemauert.
- Ein Muttergottesbildnis "Maria mit dem Kind" datiert um 1480.
- Die Figur des Hl. Sebastian am linken Vierungspfeiler im Mittelschiff wurde um 1490 vermutlich in der Werkstatt Tilman Riemenschneiders gefertigt. Sie bezeugt die jahrhundertelange Tradition der bis in jüngste Vergangenheit beliebten Sebastiani-Verehrung in Dorfprozelten.
- Der 12-armige Messingleuchter vor dem Muttergottesaltar im rechten Seitenschiff wurde zwischen 1615 und 1625 von Hans Klanbacht gefertigt.
- Den im hinteren Bereich des Mittelschiffs aufgestellten, aus einem einzigen Sandsteinblock gearbeiteten Taufstein datiert seine Inschrift in das Jahr 1625.
- In der Außenmauer der Kirche sind mehrere Epitaphe aus der Zeit zwischen 1610 und 1710 eingebettet.
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Literatur und Links
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Heimat- und Geschichtsverein Dorfprozelten (Hg.): Dorfprozelten - ein Dorf im Wandel seiner 1000 jährigen Geschichte, Dorfprozelten 1995.
Hanswernfried Muth/Karl Heinz Schreyl: Die Brüder Schiestl. Eine Künstlerfamilie aus Franken (Mainfränkische Hefte 68), Würzburg 1977.
Georg Veh: Dorfprozelten - ein Dorf im Wandel seiner 1000 jährigen Geschichte Teil II, Dorfprozelten 2002.
weiterführende Links:
Heimat- und Geschichtsverein Dorfprozelten
Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege